Die tödliche Bratpfanne
Das Musical-Ensemble Show ab spielt "Verschlingt Raoul”
Musical in München – da geht man ins Deutsche Theater, ins Gärtnerplatz oder zu Aufführungen der
Musicalklasse der Theaterakademie. Doch von Januar bis März gibt es stets noch eine lohnenswerte
Adresse: Das Spectaculum Mundi in Fürstenried West. Dort spielt die Musicaltruppe Show ab ihre
jährliche Produktion. Diesmal hat Thorsten Schmidt mit viel Schwung die rabenschwarze Komödie
"Verschlingt Raoul" inszeniert.
Show ab ist längst kein Geheimtipp mehr. Vor 20 Jahren gründete
Thorsten Schmidt das Ensemble mit dem Ziel, Musicals auf hohem Amateur-Niveau zu spielen. Das Ziel
hat er erreicht: Seit den 90ern hat seine engagierte Truppe im Spectaculum Mundi treue Fans. Ihre
armen (Geld-)Mittel gleichen Einfallsreichtum, Spielwitz und präzise Choreografie auf der kleinen
Bühne aus. Die Musik ist natürlich Playback, denn Live-Musiker kann man sich nicht leisten. Aber was
die Sänger dazu liefern, kann sich hören lassen.
Die makabre Groteske "Eating Raoul" von US-Autor Paul Bartel wurde 1982 ein Kultfilm. Zehn Jahre
später machte Bartel mit dem Komponisten Jed Feuer daraus ein erfolgreiches Broadway-Musical. Die
hanebüchene Story kitzelt den Prüderie-Nerv der Amerikaner: Ein Spießerpärchen aus Los Angeles
verabscheut Hollywoods sündiges Leben. Paul und Mary träumen von einem kleinen, feinen Restaurant
auf dem Lande. Leider sind sie pleite. Bis sie entdecken, dass man in der Sado-Maso-Szene Geld
machen kann. Mary wird Domina, ihre schrillen Kunden befördert Paul mittels Bratpfanne in Müllsäcke,
die der mexikanische Hausmeister Raoul entsorgt. Doch dann geht der heißblütige Raoul zu weit.
Thorsten Schmidts temperamentvolle Inszenierung zeigt wieder alle Show-ab-Stärken: Ein
witzig-einfaches, variables Bühnenbild, exaktes Timing komischer Chaos-Szenen, die mitreißende
Spielfreude der Darsteller – allen voran Schmidt selbst und Petra Oppermann als Paul und Mary sowie
Tobias Gasser als rassiger Latino-Lover mit Show-Ambitionen.
Gabriella Lorenz