So erfrischend kann ein Musical sein…
Spectaculum Mundi: "Verschlingt Raoul"
Es ist längst mehr als ein Geheimtipp: Seit zwei Jahrzehnten sorgt das Ensemble "Show ab" immer wieder für kleine Musical-Wunder in München. Mit "Verschlingt Raoul” ist der Truppe im Spectaculum Mundi diesmal eine besonders hinreißende Aufführung geglückt: Das erfrischend aberwitzige Musical nach Paul Bartels Kultfilm "Eating Raoul” handelt von dem prüden Pärchen Mary und Paul, das von einem eigenen Restaurant träumt. Als ein Lustmolch Mary an die Wäsche will und von Paul mit der Bratpfanne erschlagen wird, bringt dessen pralle Brieftasche die beiden auf eine lukrative Idee: Mary lockt als "harte Carla” in einem Pornomagazin reiche Perverslinge an, Paul befördert sie mit gusseiserner Wucht ins Jenseits - bis der schmierige mexikanische Kleinganove Raoul, ein heißblütiger Hengst, dem mordlustigen Duo auf die Schliche kommt...
Mit überschäumender Spielfreude stürzen sich die zehn Sängerdarsteller in Jed Feuers spritzige Songs - allen voran die wandlungsfähige Petra Oppermann als Mary/Carla und Tobias Gasser als Mucho-Macho-Mann Raoul mit herrlichem Latino-Schluchzgesang und sauberem spanischen Akzent ("Du ssolltes dich von mirr ein wänig verwohnen lassen!"). Regisseur und Choreograf Thorsten Schmidt überzeugt in der Rolle des Paul als spießig-netter Mörder von nebenan. Seine präzise, pfiffige, pointenreiche Inszenierung der pechschwarzen Pfannen-Posse dürfte sogar Musical-Muffel begeistern: Sie ist ein wahres Feuerwerk der Fantasie - sehr flott, sehr witzig und sehr sexy. Kurz gesagt: einfach pfanntastisch!
Marco Schmidt