Enge in den Köpfen
Die Truppe Show ab spielt das US-Musical "Bat Boy"
Die "Weekly World News" ist ein kurioses Presse-Erzeugnis. Zwischen Infos für UFO-Jäger, Verschwörungstheorien und Nacktem fand der Komponist Laurence O'Keefe die Geschichte vom Aufgreifen eines Fledermaus-Menschen in einer Höhle bei dem Städtchen Hope Falls. Die Nachricht inspirierte ihn zum Musical "Bat Boy", das jetzt in deutschsprachiger Ersaufführung in München bestaunt werden kann.
Ort dieser Off-off-Produktion ist das Fürstenrieder Spectaculum Mundi, wo Thorsten Schmidts Truppe Show ab trotz Semiprofi-Status verlässlich im Jahresrhythmus Premium-Musicals abliefert. Die Bühne wird beherrscht von einem Gerüst, dessen Innenraum Höhle, Käfig, und schließlich Zeichen der Enge in den Köpfen der Kleinstadt-Bewohner ist.Die machen den Blut saugenden Fledermaus-Jungen verantwortlich für den Tod eines Mädchens und Rindersterben auf den Weiden.
Während eines Gottesdiensts gelingt es dem Monster beinahe, die Herzen seiner Nachbarn zu erweichen und Aufnahme in die Gemeinschaft zu finden, doch statt dessen führen grausige Verstrickungen aus der Vergangenheit zu einem grotesken, mörderischen Showdown.
Die aus allen derzeit gängigen Genres saugende Musik bietet kaum Hitverdächtiges, doch faszinieren Kraft und Präzision der vielen Ensemblechoreographien. Als Solisten ragen Petra Oppermann als Veterinärsgattin mit schrecklichem Geheimnis, Stephanie Polta als das Biest liebende Schöne und Andrea Piechotta als Predigerin mit mächtiger Gospel-Röhre heraus. Peter Gasser in der Titelpartie ist tatsächlich "ein süsser Kerl", wie es in einem Song heißt.
Genau hier leistet sich die Inszenierung eine zentrale Schwäche: Es fehlt der Mut zu Hässlichkeit und Bizarrerie, der den ansonsten nur gutmenschelnden Appell zu mehr Toleranz für alle erst abendfüllend machen würde.
Mathias Hejny