Fledermauskind aus der Finsternis
"Bat Boy - Das Musical": Eine packende Premiere im Spectaculum Mundi
Dichter Nebel hängt in der Luft. Die Szene ist in ein undurchdringliches Schwarz gehüllt. Dann irren kleine Lichtkegel suchend durch die bedrückende Finsternis. Ein bizarrer Tanz, der einen Schauer auf die Haut zaubert. Ein gellender Schrei, das Publikum zuckt kollektiv zusammen, und die Kreatur, die Bestie, ist entdeckt: der Bat Boy.
Ein wunderbares Bild, mit dem Regisseur Thorsten Schmidt die Zuschauer im Spectaculum Mundi von der ersten Sekunde weg gekonnt in die richtige Stimmung versetzt für das, was folgen wird: die deutsche Erstaufführung von "Bat Boy" gespielt und gesungen von "Show Ab", jenem Ensemble, das seit 13 Jahren für hervorragende Musical-Umsetzungen im semiprofessionellen Bereich steht.
Die jüngste Produktion der Truppe stammt aus der Feder von Keythe Farley und Brian Flemming und erzählt die Geschichte eines Findelkinds, eines Fledermausjungen (überragend: Peter Gasser), der im Alter von etwa drei Jahren in West Virginia von Jugendlichen gefunden, von der Gemeinschaft aber gefürchtet wird. Ein Thema, das an Disneys "Die Schöne und das Biest" denken lässt, nur dass die Schöne (großartig: Stepanie Polta) hier keine bösen Geschwister hat.
Vom Ende sei verraten: Es ist überraschend. Und der donnernde Schlussapplaus, der der hinreißenden, atmosphärisch packenden Vorstellung folgt, will nicht enden. Zu Recht. Zwar hält das Ensemble stimmlich vielleicht nicht durchgehend mit dem Broadway mit, das aber wird vom beherzten Vortrag und vom hinreißenden Spiel der Akteure mehr als wettgemacht. Chapeau!
Florian Römer