Die Kultur-Redaktion der Abendzeitung hat „Footloose“ mit dem
„Stern der Woche“ ausgezeichnet.
Die Auszeichnung ging an Thorsten Schmidt (Regie / Choreographie) und das „Show Ab“ Ensemble.
Der „Stern der Woche“ wird wöchentlich für „außergewöhnliche Leistungen auf kulturellem
und kulturpolitischem Gebiet“ vergeben.
21.01.2005
Ein Kaff lebt mit Tanzverbot
Die Truppe Show ab spielt das Musical „Footloose“ im Spectaculum Mundi
Der Film von Herbert Ross schwamm 1984 etwas uninspiriert im Fahrwasser von „Staying Alive“ und „Flashdance“. Erst 1998 wurde „Footloose“ mit weiterem Songmaterial zum Musical, das heuer der semiprofessionellen Truppe Show ab um den Choreographen Thorsten Schmidt Anlass einer ihrer zur alljährlichen Tradition gewordenen kleinen Theaterwunder im Spectaculum Mundi ist.
Die Geschichte von Mutter und Sohn, die wegen finanzieller Schwierigkeiten aus dem brodelnden Chicago zu Verwandten im Mittelwest-Kaff Bomont ziehen müssen, erscheint wie ein tagesfrischer Kommentar zur Lage der US-Nation: Der Mittelstand verarmt und christlich-fundamentalistische Kräfte bestimmen das geistige Klima. Für dieses steht der Pfarrer Shaw Moore (sehr eindringlich: Mark Hogarth), der nach dem Unfalltod seines Sohnes sämtliche Tanzvergnügen im Ort hat verbieten lassen.
Thorsten Schmidt schafft den Spagat zwischen Gesellschaftsdrama und schillerndem Entertainment mit bewunderungswürdiger Entspanntheit. Eine der beeindruckendsten Nummern ist ein gespenstisch die soziale Kontrolle in der Kleinstadt bebildernde Choreographie zu „Die Augen der Stadt“. Doch der Theaterchef, der selbst auf der Bühne steht und sein immenses tänzerisches Können für die Darstellung eines liebenswerten Bewegungsidioten einsetzt, hat auch ein Händchen für die präzise gesetzte Pointe und das ganz große Sentiment ohne Peinlichkeiten. Aus dem großen Ensemble ragen der Musical-Debütant Peter Gasser als aufmüpfiger Großstadtbengel Ren und Bine Trinker als gefühlvolles Landei Rusty heraus (bis 19. März, Fr und Sa, 20.30 Uhr).
Mathias Hejny
Die Geschichte von Mutter und Sohn, die wegen finanzieller Schwierigkeiten aus dem brodelnden Chicago zu Verwandten im Mittelwest-Kaff Bomont ziehen müssen, erscheint wie ein tagesfrischer Kommentar zur Lage der US-Nation: Der Mittelstand verarmt und christlich-fundamentalistische Kräfte bestimmen das geistige Klima. Für dieses steht der Pfarrer Shaw Moore (sehr eindringlich: Mark Hogarth), der nach dem Unfalltod seines Sohnes sämtliche Tanzvergnügen im Ort hat verbieten lassen.
Thorsten Schmidt schafft den Spagat zwischen Gesellschaftsdrama und schillerndem Entertainment mit bewunderungswürdiger Entspanntheit. Eine der beeindruckendsten Nummern ist ein gespenstisch die soziale Kontrolle in der Kleinstadt bebildernde Choreographie zu „Die Augen der Stadt“. Doch der Theaterchef, der selbst auf der Bühne steht und sein immenses tänzerisches Können für die Darstellung eines liebenswerten Bewegungsidioten einsetzt, hat auch ein Händchen für die präzise gesetzte Pointe und das ganz große Sentiment ohne Peinlichkeiten. Aus dem großen Ensemble ragen der Musical-Debütant Peter Gasser als aufmüpfiger Großstadtbengel Ren und Bine Trinker als gefühlvolles Landei Rusty heraus (bis 19. März, Fr und Sa, 20.30 Uhr).
Mathias Hejny
19.01.2005
Da bleibt garantiert kein Fuß still!
„Footloose“ im Spectaculum Mundi
Es war einer der erfolgreichsten Musikfilme aller Zeiten: „Footloose“ aus dem Jahre 1984. Zwei Jahrzehnte später ist die Bühnenfassung dieses Klassikers in Fürstenried angekommen: Die mitreißende Aufführung des Ensembles „Show ab“ wurde bei der Premiere im Spectaculum Mundi stürmisch gefeiert. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Rebell Ren, ein tanzbegeisterter Teenager, der aus Chicago in das konservative Provinznest Bomont zieht. Dort hat der Pfarrer mit Hilfe des Stadtrates ein striktes Tanzverbot durchgesetzt. Ren verknallt sich ausgerechnet in die lebenslustige Tochter des Priesters - und kämpft mit ihr für einen Tanzabend.
Die originelle Übersetzung der Gesangtexte stammt von Andrea Piechotta, die auch in der Rolle von Rens Mutter überzeugt; die kluge Bearbeitung der Dialoge besorgt Regisseur Thorsten Schmidt, der als zurückgebliebenes Muttersöhnchen Willard stimmlich wie darstellerisch Klasse beweist. Seine flotte, witzige Inszenierung sprüht vor wunderbaren Ideen: Wenn die 14 Sänger warnen, dass die „Augen der Stadt“ alles sehen, tragen sie Brillen mit eingebauten Scheinwerfern. Wenn Zita B. Fischer als sexy Kellnerin zusammen mit drei Freundinnen von einem echten Helden in ihrem Kuhkaff träumt, fahren plötzlich vier lebendige Wackel-Elvis-Figuren an Schnüren herein. Und Peter Gasser als Ren hält seine Rede vor dem Stadtrat in Form einer virtuosen Rap-Einlage. So steckt er nicht nur die Dorfbewohner mit dem Tanzvirus an, sondern auch die Zuschauer: Spätestens beim schwungvollen Finale bleibt garantiert kein Fuß mehr still (bis 19.3., jeweils Fr. - So.).
Marco Schmidt
Die originelle Übersetzung der Gesangtexte stammt von Andrea Piechotta, die auch in der Rolle von Rens Mutter überzeugt; die kluge Bearbeitung der Dialoge besorgt Regisseur Thorsten Schmidt, der als zurückgebliebenes Muttersöhnchen Willard stimmlich wie darstellerisch Klasse beweist. Seine flotte, witzige Inszenierung sprüht vor wunderbaren Ideen: Wenn die 14 Sänger warnen, dass die „Augen der Stadt“ alles sehen, tragen sie Brillen mit eingebauten Scheinwerfern. Wenn Zita B. Fischer als sexy Kellnerin zusammen mit drei Freundinnen von einem echten Helden in ihrem Kuhkaff träumt, fahren plötzlich vier lebendige Wackel-Elvis-Figuren an Schnüren herein. Und Peter Gasser als Ren hält seine Rede vor dem Stadtrat in Form einer virtuosen Rap-Einlage. So steckt er nicht nur die Dorfbewohner mit dem Tanzvirus an, sondern auch die Zuschauer: Spätestens beim schwungvollen Finale bleibt garantiert kein Fuß mehr still (bis 19.3., jeweils Fr. - So.).
Marco Schmidt
18.01.2005
Jung und tanzlustig
Das Ensemble „Show ab“ zeigt das Musical „Footloose“
Es ist eine Geschichte von Rebellion, unverarbeiteter Trauer und Liebe. Die Songs kennt jeder, auch wenn man den Tanzfilm „Footloose“ nie gesehen hat. 1983 wurde das Theaterstück verfilmt. Es wurde einer der drei erfolgreichsten Musikfilme der achtziger Jahre, und der Soundtrack ließ die Füße mehrerer Generationen zappeln. Aber nicht nur die eingängigen Songtexte verhalfen dem Stück als Musical 1998 zur Premiere am Broadway. Es ist die zeitlose Geschichte von Jugendlichen, die um ihre Kultur gegen die konservativ vernagelten Köpfe der Erwachsenen kämpfen. Diesen Generationskonflikt hat jetzt das Musical-Ensemble „Show ab“ im Spectaculum Mundi umgesetzt.
Die Kulisse aus reifen Ähren, Petticoats, Countrymusik und Elvis-Postern erinnert an die fünfziger Jahre und deutet bereits die Miefigkeit an, die in der Kleinstadt Bomont im Amerika der Achtziger herrscht. In dieses Kaff zeiht Ren mit seiner Mutter aus Chicago. Die Stimmung ist gedrückt, denn die „Augen der Stadt sehen alles“, und Reverend Moore hat ein Tanzverbot verhängt. Das 14-köpfige Ensemble, bestehend aus Laien und Profis, singt und tanzt zwei Stunden lang für und wider dieses Verbot, bis sich am Ende die Generationen versöhnen und zusammen die Tanzfläche stürmen. Der geschickte Lichteinsatz sorgt für fast nahtlose Übergänge, während die Darsteller die Zuschauer mit deutschen Texten und Spielfreude in den Bann ziehen. Die gesanglichen Fähigkeiten sind recht unterschiedlich; als Solisten überzeugen vor allem Mark Hogarth als Reverend Moore und Thorsten Schmidt als Willard Hewitt. Und wenn das ganze Ensemble singt, zucken auch Zuschauern in der letzten Reihe die Füße. (bis 19. März.)
Anke Wohlmann
Die Kulisse aus reifen Ähren, Petticoats, Countrymusik und Elvis-Postern erinnert an die fünfziger Jahre und deutet bereits die Miefigkeit an, die in der Kleinstadt Bomont im Amerika der Achtziger herrscht. In dieses Kaff zeiht Ren mit seiner Mutter aus Chicago. Die Stimmung ist gedrückt, denn die „Augen der Stadt sehen alles“, und Reverend Moore hat ein Tanzverbot verhängt. Das 14-köpfige Ensemble, bestehend aus Laien und Profis, singt und tanzt zwei Stunden lang für und wider dieses Verbot, bis sich am Ende die Generationen versöhnen und zusammen die Tanzfläche stürmen. Der geschickte Lichteinsatz sorgt für fast nahtlose Übergänge, während die Darsteller die Zuschauer mit deutschen Texten und Spielfreude in den Bann ziehen. Die gesanglichen Fähigkeiten sind recht unterschiedlich; als Solisten überzeugen vor allem Mark Hogarth als Reverend Moore und Thorsten Schmidt als Willard Hewitt. Und wenn das ganze Ensemble singt, zucken auch Zuschauern in der letzten Reihe die Füße. (bis 19. März.)
Anke Wohlmann
19.01.2005
Liebevolle Details
„Footloose“ im Spectaculum Mundi
Als Geheimtipp kann man das Ensemble „Show Ab“ nicht mehr bezeichnen. Seit 15 Jahren bringt die Laiengruppe um den Regisseur Thorsten Schmidt witzige, geistreiche Musicals-Inszenierungen auf die Bühne des Spectaculum Mundi. Jetzt haben sie sich einem Kult-Musical der 80er Jahre gewidmet: „Footloose“: In der KleinstadtBomont sind Tanz- und Musikveranstaltungen verboten. Als der Großstadt-Teenager Ren McCormack (Peter Gasser) gegen dieses Gesetz rebelliert, schließt sich ihm die örtliche Jugend an.
Die Geschichte, die auf das Tanz-Verbot in Elmore City zurückgeht, wurde durch den gleichnamigen Musikfilm weltbekannt.
Mit wesentlich bescheidenen Mitteln erzählen Schmidt und seine Mitstreiter die Geschichte nach dem Text von Dean Pichford. Gesungen wird dabei auf Deutsch. Schauspielerisch überzeugen besonders die altbekannten Ensemblemitglieder wie Petra Oppermann als Pastorenehefrau Vi Moore, Mark Hogarth als Pastor Shaw Moore, Thorsten Schmidt in der Rolle des einfältigen Willard Hewitt und Bine Trinker als Jugendliche, wobei Bine Trinker auch noch mit ihrer schönen Singstimme besticht.
Einziges Manko: Von der Liebesgeschichte zwischen dem Rebell Ren McCormack (Peter Gasser) und der Pastorentochter Ariel Moore (Theresa Tschira) bleibt der Zuschauer seltsam unberührt. Hier hatte man den Eindruck, die beiden jungen Darsteller spielten mehr neben- als miteinander. Es sind vor allem die humorvollen Details, wie die an einer Schnur aufgereihten Elvis-Doppelgänger oder die mit kleinen Scheinwerfern bestückten Brillen, die die allgegenwärtige Beobachtung durch die Nachbarn symbolieren, die den Abend kurzweilig und unterhaltend machen.
Gudrun Zercher
Die Geschichte, die auf das Tanz-Verbot in Elmore City zurückgeht, wurde durch den gleichnamigen Musikfilm weltbekannt.
Mit wesentlich bescheidenen Mitteln erzählen Schmidt und seine Mitstreiter die Geschichte nach dem Text von Dean Pichford. Gesungen wird dabei auf Deutsch. Schauspielerisch überzeugen besonders die altbekannten Ensemblemitglieder wie Petra Oppermann als Pastorenehefrau Vi Moore, Mark Hogarth als Pastor Shaw Moore, Thorsten Schmidt in der Rolle des einfältigen Willard Hewitt und Bine Trinker als Jugendliche, wobei Bine Trinker auch noch mit ihrer schönen Singstimme besticht.
Einziges Manko: Von der Liebesgeschichte zwischen dem Rebell Ren McCormack (Peter Gasser) und der Pastorentochter Ariel Moore (Theresa Tschira) bleibt der Zuschauer seltsam unberührt. Hier hatte man den Eindruck, die beiden jungen Darsteller spielten mehr neben- als miteinander. Es sind vor allem die humorvollen Details, wie die an einer Schnur aufgereihten Elvis-Doppelgänger oder die mit kleinen Scheinwerfern bestückten Brillen, die die allgegenwärtige Beobachtung durch die Nachbarn symbolieren, die den Abend kurzweilig und unterhaltend machen.
Gudrun Zercher
02-2005
Let's twist again
Nach einem Jahr Pause meldet sich die „Show Ab“-Truppe erfolgreich zurück
Auch wer mit dem 80er-Jahre-Streifen „Footloose“ wenig anzufangen wusste, wird - die Liebe zum Genre vorausgesetzt - von Thorsten Schmidts Musical-Inszenierung im Spectaculum Mundi begeistert sein. Seit Jahren schon bürgt ja das „Show Ab“-Ensemble für Qualität, nun landet es wieder einen Kracher, der dem Unterhaltungsstoff durchaus nachdenkliche Momente abringt.
Ren (Peter Gasser) zieht mit seiner Mutter (Andrea Piechotta) aus Chicago zu Verwandten in ein Provinzkaff, weil der Vater sie verlassen hat. Dort existiert nicht nur Kleingeist, sondern zum Entsetzen des Teenagers auch ein striktes Tanzverbot. Mit seinem Aufbegehren macht er sich den Pfarrer des Dorfes (Mark Hogarth) zum Feind. Allein in dem gar nicht so trotteligen Dorftrottel Willard (Thorsten Schmidt) und der singenden In-Betreiberin Betty (Zita B. Fischer) findet er Freunde. Das soll sich schnell ändern, und am Schluss verliebt sich Ren natürlich in die Tochter des Pfarrers.
Die „Show Ab“-Stärken liegen in den Ensemblenummern, der Choreographie, witzigen Einfällen und nicht zuletzt einer fetzigen Band. Die Lust, alles zu geben eines jeden macht Gesangsschwächen und kleinere Patzer locker wett. Mittlerweile äußerst routiniert können unter anderem Mark Hogarth, Petra Oppermann, Zita B. Fischer und natürlich Thorsten Schmidt überzeugen. Die Entdeckung des Abends indes ist Debütant und Hauptdarsteller Peter Gasser: dessen Bühnenpräsenz ist beachtlich und sein Gesang, aber vor allem Tanz, bestätigen ein außergewöhnliches Talent, das es nicht bei dieser einen Produktion belassen sollte!
Matthias Kuhn
Ren (Peter Gasser) zieht mit seiner Mutter (Andrea Piechotta) aus Chicago zu Verwandten in ein Provinzkaff, weil der Vater sie verlassen hat. Dort existiert nicht nur Kleingeist, sondern zum Entsetzen des Teenagers auch ein striktes Tanzverbot. Mit seinem Aufbegehren macht er sich den Pfarrer des Dorfes (Mark Hogarth) zum Feind. Allein in dem gar nicht so trotteligen Dorftrottel Willard (Thorsten Schmidt) und der singenden In-Betreiberin Betty (Zita B. Fischer) findet er Freunde. Das soll sich schnell ändern, und am Schluss verliebt sich Ren natürlich in die Tochter des Pfarrers.
Die „Show Ab“-Stärken liegen in den Ensemblenummern, der Choreographie, witzigen Einfällen und nicht zuletzt einer fetzigen Band. Die Lust, alles zu geben eines jeden macht Gesangsschwächen und kleinere Patzer locker wett. Mittlerweile äußerst routiniert können unter anderem Mark Hogarth, Petra Oppermann, Zita B. Fischer und natürlich Thorsten Schmidt überzeugen. Die Entdeckung des Abends indes ist Debütant und Hauptdarsteller Peter Gasser: dessen Bühnenpräsenz ist beachtlich und sein Gesang, aber vor allem Tanz, bestätigen ein außergewöhnliches Talent, das es nicht bei dieser einen Produktion belassen sollte!
Matthias Kuhn