Show Ab Logo

 
 

Logo Süddeutsche Zeitung

21.1.2003

Das Leben ist schön

Die Show-Ab-Truppe glänzt mit "Lucky Stiff" im Spectaculum Mundi

Die Sache mit der "Lucky Stiff", der glücklichen Leiche, wird gleich zu Anfang klar gemacht: Vorhang auf, Musik ab, Piff Paff aus der Schreckschusspistole. Das neunköpfige "Show-ab"-Ensemble steht auf der Bühne; Arme, Beine und Gesichter comicartig verzerrt und verrenkt. Alle in großer Pose, die Lippen geschürzt, die Augen weit aufgerissen und die Finger gespreizt. Strohhut, Anzug und Fliege für die Herren, elegant Fließendes für die Damen - das Stück spielt also in den Twenties. Ein Schuss, ein Mann fällt um - es muss ein Krimi sein. Alles wie ein Scherenschnitt, klar, unmissverständlich. "Komisch, was hier alles so passiert", singen sie aus vollem Hals: Der Schuhverkäufer Harry, eine traurige Mischung aus Al Bundy und Theo Lingen, erbt unverhofft ein Millionenvermögen. Doch der Erbe muss, wie sollte es anders sein, eine fiese Aufgabe erfüllen, um an die Moneten zu kommen: Sein Onkel Tony, der Tote, verfügte per Testament, dass sein vom Tierpräparator fitgemachter Leichnam eine letzte einwöchige Reise nach Monte Carlo antritt. Samt Neffe, der das gar nicht komisch findet und in schweren Stress gerät. Auch weil sich eine üble Gangsterbraut vom Schlage Cruella DeVil und eine bigotte Tierschützerin mit auf die Reise an die Riviera machen. Vor Ort kulminiert dann alles in Verfolgungsjagden, Verwechslungen sowie gleich drei Liebesgeschichten. Am Ende stehen sie wieder alle auf der Bühne und singen "Das Leben ist schön". Alles kann so einfach sein.

"Lucky Stiff" stammt aus der Feder des Broadway-erfahrenen Duos Stephen Flaherty (Musik) und Lynn Ahrens (Text) und ist eine wunderbare Vorlage. Die Handlung strebt rasant voran, Musik, Gesang und Text bilden eine meist mitreißende Einheit und die Darsteller können dank der überzeichneten Figuren ihrer Spiellust freien Lauf lassen. Zum Glück: Das "Show-Ab"-Ensemble hat die Chance genutzt.

Spätestens nach der dritten Nummer sind die Aula-Atmosphäre und die harten Plastik-Stühle des Spectaculum Mundi vergessen. Man kann sich nur noch wundern, wie fest und kräftig die Stimmen der Darsteller sind, wie gut das Timing sitzt und wie sie alle zusammen vor allem bei den großen Nummern auch den letzten Hauch des Semi-Professionellen von der Bühne fegen. Regisseur, Choreograf und Hauptdarsteller Thorsten Schmidt bettet seine Truppe in eine Inszenierung, die trotz der wenigen Mittel der Spectaculum Mundi Bühne wirklich spektakuläre Effekte erzielt. (Bis 15. März.)

Ingo Butters


Logo Abendzeitung

13.1.2003

Mit dem toten Erbonkel nach Monte Carlo

Virtuoser Aberwitz: "Show ab" im Spectaculum Mundi mit "lucky stiff"

Es ist eine dieser Geschichten um ein Erbe mit Hindernissen. Im Falle des Londoner Schuhverkäufers Harry Witherspoon ist der letztwillige Pferdefuß am Sechs-Millionen-Dollar-Nachlass eine Reise nach Monte Carlo — und zwar gemeinsam mit dem verstorbenen Erbonkel, den in Atlantic City ein Schuss niederstreckte.

Die einem Roman von Michael Butterworth folgende und aus den Federn des Duos Lynn Ahrens und Stephen Flaherty stammende Räuberpistole "lucky stiff" mit Leichen im Casino, Fallschirmabsprüngen, geldgierigen Hundeliebhaberinnen und schießwütigen Witwen ist nicht nur ein wenig nostalgisch.

Sie ist zudem auch so aberwitzig konstruiert, dass ein Ensemble sich die erforderliche konstrollierte Hysterie trauen können muss, die nötig ist, dem Zuschauer keine Zeit für Fragen zu lassen.

Für "Show ab" im Spectaculum Mundi scheint das kein Problem zu sein: Vom ersten Augenblck an wähnt sich der Zuschauer nicht mehr in der Graubündener Straße, sondern in Manhattans 42. Regisseur Thorsten Schmidt, der mit souveräner Entspanntheit auch den Harry spielt, hat eine bewunderungswürdige handwerkliche Perfektion erreicht, ohne die Persönlichkeiten seiner hoch begabten Amateure zu verbiegen: Bine Trinker als Einsamkeitmonster Annabelle, Petra Oppermann als attraktives Biest, Mark Hogarth als unglücklicher Augenoptiker oder Zita Fischer als im Wortsinne pfundiges Showgirl seien stellvertretend für die exquisiten Nummern zum verblüffend vollen Sound eines zum Quartett zusammengedampften Klangkörpers genannt.

Mathias Hejny


Logo Münchner Merkur

13.1.2003

Erbschaft mit Folgen

"Lucky Stiff" im Spectaculum Mundi

Davon können Besucher vieler Musical-Bühnen oft nur träumen: Dass ihnen ein Programm mit so viel Spielfreude und Engagement präsentiert wird, wie es derzeit in "Lucky Stiff" im Spectaculum Mundi zu sehen ist. Am Samstag war Premiere der neuesten Produktion des "Show Ab"-Ensembles. Witzig, einfallsreich und charmant hat Thorsten Schmidt der Regisseur ist und die Hauptrolle (Harry Witherspoon) spielt, das rasante Stück von Lynn Ahrens (Autorin) und Stephen Flaherty (Komponist) in Szene gesetzt.

Zehn Darsteller jagen in 37 Rollen durch eine Geschichte, die sich schnell als spannender Krimi, rührige Love-Story und charmant-witzige Kömodie entpuppt. Das Stück handelt vom unscheinbaren Schuhverkäufer Harry Witherspoon, der plötzlich sechs Millionen Dollar von seinem bislang unbekannten Onkel Anthony erbt. Die Erbschaft ist jedoch mit einer Bedingung verknüpft. Harry seinen toten Onkel in die Glücksspielmetropole Monte Carlo begleiten. Mit der Leiche im Gepäck und 6 Millionen Dollar in Aussicht macht sich Harry auf eine abenteuerliche Reise, auf der ihm jede Menge schräger Typen begegnen, die ihm einen Strich durch die Rechnung machen wollen.

Unter anderem sitzt ihm die blutarme Hundefreundin Annabel Glick (Bine Trinker) im Nacken, die darauf spekuliert, dass Henry einen Fehler macht und somit das Geld einem Heim für obdachlose Hunde zufällt.

Fazit: Mit einfachsten Mitteln, aber viel Witz und Phantasie schaffen es die Macher dieser Inszenierung die Zuschauer auf ein kurzweiliges Abenteuer mitzunehmen. Entscheidenden Anteil daran haben das große Charme-Potenzial und die enorme Spielfreude der Darsteller.

Gudrun Zercher


Logo tz

21.1.2003

Vergnügungsreise mit einem Toten

Es geht um sehr viel Geld: Sechs Millionen Dollar soll der Schuhverkäufer Harry Witherspoon erben, wenn er mit seinem Onkel einen letzten Vergnügungstrip nach Monte Carlo unternimmt. Zu dumm nur, dass der Onkel schon tot ist! Mit der Leiche im Rollstuhl macht sich Harry auf eine riskante Reise, verfolgt von zwei Damen, die das Geld in ihre Finger bekommen wollen: eine fanatische Hundeliebhaberin und die schießwütige Ex-Geliebte des Onkels...

Eine haarsträubende Story tischen Lynn Ahrens (Text) und Stephen Flaherty (Musik) in ihrem Musical "Lucky Stiff" auf. Doch wir schlucken diesen aberwitzigen Krimikomödien-Cocktail gern, wenn er so hinreißend serviert wird wie vom Ensemble "Show ab" im Spectaculum Mundi: Mit Charme, Witz und ansteckender Spielfreude stürzen sich zehn Darsteller, fabelhaft unterstützt von vier Musikern, in drei Dutzend Rollen, in herzergreifende Duette, schmissige Ensemble-Nummern und waghalsige Fallschirmsprünge. Die einfallsreiche Inszenierung von Hauptdarsteiler Thorsten Schmidt lässt keine Sekunde Langeweile aufkommen - also auf nach Monte Carlo! Das liegt gleich hinter der U-Bahn-Station Fürstenried West (bis 15.3., jeweils Fr. - So.)

Marco Schmidt


Logo Go

01/03

Zum Leichenschmaus nach Monte Carlo

"SHOW AB" DIE ELFTE. "LUCKY STIFF"

Schade, dass die Szene dem Publikum so nicht erhalten bleibt: Wenn die Aussicht auf sechs Millionen Dollar die Protagonisten bei ihrer halsbrecherischen Verfolgungsjagd vor Monte Carlo ins Meer treibt, wird auf der "Show Ab"-Bühne im Spectaculum Mundi effektvoll eine lange blaue Stoffbahn im Scheinwerferlicht bewegt. Dahinter verbirgt sich Max Stürzer, der Thorsten Schmidt alias Harry Witherspoon im Ruderboot auf dem Rollwagen vorsichtig durch die künstlichen Wogen bugsieren muss. Das kann bei den ersten Proben natürlich nicht gut gehen, und so hat Schmidt mal Mühe und Not dem Schub eines Rennboots zu widerstehen, dann wieder ruckelt die Schose wie ein Linienbus im Feierabendverkehr — sehr zum Vergnügen des Ensembles.

Seit 14 Jahren gibt es die "Show Ab"-Truppe, eben kommt mit "Lucky Stiff" die elfte Musicalproduktion auf die Bühne; ganz unaufgeregt ist das Unternehmen unter der Leitung Thorsten Schmidts in München zu einer Institution geworden, die Unterhaltung auf hohem Niveau bietet, ohne dass dem semiprofessionellen Ensemble dabei mit den Jahren der Spaß und der Witz abhanden gekommen wären. Man muss dazu sagen, dass niemand außer Schmidt von Anfang an dabei war. Mittlerweile bleiben zwei Drittel vom Vorjahres-Team und ein Drittel stößt neu hinzu. 100 Leute seit 1988 hat Thorsten Schmidt auf die Weise schon kommen und gehen gesehen. Auch wenn sich alle wieder zeigen, spätestens zur Premiere des neuen Stücks.

Von Haus aus ist der sympathische 40-Jährige Verlagskaufmann, aus Hamburg kam er nach München zu Bauer-TV, später zu Tele5, mittlerweile arbeitet er seit vielen Jahren in den Arri Studios. Halbtags, denn auch wenn er seine Arbeit gerne macht, mit Leib und Seele ist Schmidt Musical-Darsteller, Regisseur und Ausstatter, Texter, Intendant und Best Boy in einer Person. Wenn er zu den Proben fährt, hat er das Auto vollgestopft mit Requisiten von Hundeschlappen bis hin zum Rollstuhl, und es scheint, als würde die Freizeit des Überzeugungstäters mit den Geschäftigkeiten rund um "Show Ab" verschmelzen.

Ein Stück, das im Januar Premiere hat, wird vom April des Vorjahres an geprobt, weil ja alle Beteiligten noch einem Brotberuf nachgehen. Drei Monate lang finden an den Wochenenden Aufführungen statt, was bedeutet, dass übers Jahr kaum Verschnaufpausen möglich sind. Zwar standen schon "Little Shop of Horrors" und "Grease" auf dem Programm, doch in erster Linie vertraut Schmidt auf Stücke, die nicht Krethi und Plethi bekannt sind, versucht er sich als Entdecker und weiß genau, welche Themen dem kleinen Ensemble gut anstehen und wie er mit originellen Stoffen auch Musical-Muffel in den Münchner Süden locken kann: mit "Glitsch — die Seifenoper" und "Zombie Fieber" etwa, oder, vergangenes Jahr, mit Stephen Sondheims Pärchenreigen "Nie Allein".

Heuer steht wieder leichtere Kost an: "Lucky Stiff", eine Screwball-Comedy mit Musik, Tanz und Gesang, eine atemlose Revue um einen toten Onkel, der sein Sechs-Millionen-Dollar-Erbe an die Bedingung geknüpft hat, postum mit dem Neffen (Schmidt) nach Monte Carlo reisen zu dürfen, sonst geht das ganze schöne Geld an den örtlichen Tierschutzverein, deren Vorsitzende (Bine Trinker) Witherspoon-Schmidt natürlich fortan das Leben schwer macht (das skurrile Happy End wird nicht verraten). Makaber? Mitnichten, wenn sich unter anderem Darsteller wie Petra Oppermann, Mark Hogarth, das junge Nachwuchstalent Karin Prokes oder der musikalische Leiter Arnulf Martin alias Luigi Gaudi des Stoffes annehmen. Das swingt auf gut Deutsch, macht den Akteuren Laune und lässt den Zuschauern wieder einmal zwei Stunden wie im Fluge vergehen; auch wenn die eingangs beschriebene Szene dann (leider) perfekt sitzt. Deutsches Theater vor dem Aus? Musicalkrise in München? Nicht, so lange Thorsten Schmidt und "Show Ab" so weitermachen.

Matthias Kuhn